Logo: Noch 80 Tage für ein gutes Barrierefreiheitsrecht
Foto: Marleen Soetandi

Berlin: Während in Sonntagsreden meist das gemeinsame Miteinander behinderter und nichtbehinderter Menschen beschworen wird, tun die Regierenden nur wenig dafür, dass Barrieren, die eine solche Begegnung behindern, umfassend abgebaut werden. Deshalb ärgert sich die Referentin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL), Jessica Schröder, über das mangelnde Engagement der Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und SPD. Heute, am 13. Mai, haben diese noch 8 Tage Zeit, um bis zur geplanten Abstimmung über das sogenannte Barrierefreiheitsstärkungsgesetz am 20. Mai Änderungen im Gesetzentwurf vorzunehmen, die auch Unternehmen umfassend zur Barrierefreiheit verpflichten, so dass deren Angebote und Dienstleistungen barrierefrei werden müssen.

"Wisst ihr, was mich richtig wütend macht und richtig nervt? Ich als blinde Frau habe super viele Freunde, mit denen ich einfach gerne einmal entspannt in meiner eigenen Wohnung kochen würde. Super viele Freundinnen, mit denen ich gerne mal auf einer Damentoilette tratschen, quatschen und einfach Geheimnisse austauschen würde. Ich habe super viele Freunde, mit denen ich gerne einfach mal in einem Restaurant abhängen oder in einem Club Party machen würde. Aber, das geht ganz oft gar nicht. Denn ganz viele meiner Freundinnen und Freunde sitzen im Rollstuhl. Und die meisten öffentlichen und privaten Begegnungsstätten sind immer noch nicht vollumfänglich barrierefrei. Das bedeutet, dass ein Mensch, der im Rollstuhl sitzt, die Möglichkeiten nicht nutzen kann. Club - verboten! Party - verboten! Entspannt auf eine Damentoilette gehen - verboten! Auch in meiner eigenen Wohnung, die leider nicht barrierefrei ist, können diese Leute und ich nicht gemeinsam glücklich sein. Weil alle diese Orte sind nicht barrierefrei. Das muss sich dringend ändern! Wir wollen eine vollumfängliche Barrierefreiheit damit sich Menschen, die behindert sind - gleich welcher Art auch immer - entspannt begegnen können."

So bringt es Jessica Schröder in einem Video auf den Punkt, warum sie derzeit so viele Bundestagsabgeordneten schreibt, in ihren Büros anruft und Druck bis zuletzt macht, dass diese am 20. Mai ein gutes Barrierefreiheitsrecht beschließen. Der bisherige Gesetzentwurf ist nach Ansicht von Jessica Schröder schwach, weil er Unternehmen nicht zur umfassenden Barrierefreiheit verpflichtet und nicht einmal angemessene Vorkehrungen verlangt. Zudem seien beispielsweise Fristen für barrierefreie Bankautomaten bis 2040 lächerlich, zumal die Bankautomaten dann nicht einmal barrierefrei erreichbar sein müssen.

Link zum Video von Jessica Schröder im Rahmen des Online-Live-Events am 5. Mai von AbilityWatch und der arbeitsgemeinschaft behinderung und medien (abm) ab Minute 3:50:

https://www.youtube.com/watch?v=WZv4RLnHeZg

In einem Kurzvideo hat auch der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) anschaulich dargestellt, welche Schwächen der Gesetzentwurf für ein Barrierefreiheitsstärkungsgesetz der Bundesregierung hat.

Link zum Video des DBSV

Link zur Kampagne für ein gutes Barrierefreiheitsrecht