Logo: Gute Nachrichten zur Inklusion Copyright: Marleen Soetandi

Job Speed-Dating in RegensburgRegensburg: Am 2. Juni hat die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) mit ihrem Mitgliedsverband Phönix und der Netzwerk-Initiative „Regensburg inklusiv“ das erste Job-Speed-Dating für Menschen mit Behinderungen im Rahmen der Inklusiven Job-Messe im Regensburger Jahn-Stadion durchgeführt. Damit konnte der Anpfiff für weitere Job Speed-Datings gegeben werden. Mit 20 Bewerbern mit Behinderungen und 10 Arbeitgebern aus dem Raum Regensburg konnte somit das erste Job-Speed-Dating außerhalb von Berlin erfolgreich durchstarten, was für das NETZWERK ARTIKEL 3 eine gute Nachricht zur Inklusion darstellt.

Einen Monat zuvor wurden bereits alle Bewerberinnen und Bewerber von der ISL mit einem Coaching auf dieses Ereignis vor Ort intensiv vorbereitet. Die Selbstvertretungsorganisation Phönix hat sich nun fest vorgenommen, regelmäßig Job-Speed-Datings im Raum Regensburg anzubieten und damit behinderte Menschen aktiv zu unterstützen, einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt als echte Alternative zu bekommen.

Arbeit gehört zwar zur Teilhabe behinderter Menschen, aber sie muss auch fair bezahlt werden und man muss davon leben können, wissen die Veranstalter dieses Speed-Datings. „Nun warten wir gespannt auf die Rückmeldungen der Arbeitgebenden und behinderten Bewerber*innen und hoffen, dass sich - genauso wie in Berlin -, einige Teilnehmende zu weiteren verbindlichen Gesprächen verabreden konnten, um am Ende eingestellt zu werden,“ erzählt Wiebke Schär, die Leiterin des dreijährigen Projekts, welches durch die Aktion Mensch gefördert wird. Beim Job-Speed-Dating treffen im 8-Minutentakt Bewerberinnen und Bewerber auf Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Mit diesen ersten Gesprächen sollen die Chancen auf weitere Bewerbungsgespräche und der Einstellung in den Betrieb erhöht werden.

Bereits um 9:00 Uhr, als die 1. Inklusive Jobmesse, in deren Zusammenhang des Job Speed-Dating durchgeführt wurde, ihre Pforten öffnete, drängten sich die Besucher*innen durch die Gänge im Regensburger Jahnstadion. Fast 50 Industrie-, Handels- und Dienstleistungs-Unternehmen aus Ostbayern stellten sich und ihre Jobperspektiven an Ständen vor. Menschen mit Beeinträchtigungen und Arbeitgeber hatten die Möglichkeit, persönlich miteinander ins Gespräch zu kommen. Viele Bewerbungsunterlagen wurden übergeben und Visitenkarten gezückt. Dies berichtet Martina Groh-Schad über die erste inklusive Jobmesse, die Anfang Juni in Regensburg stattfand.

"Wir freuen uns über das große Interesse“, sagte der Werkstattleiter der Lebenshilfe Rolf-Dieter Frey als Sprecher des Arbeitskreises "Inklusiver Arbeitsmarkt“ bei der Eröffnung. Der Arbeitskreis, der aus dem Bündnis "Regensburg inklusiv“ hervorging, hat sich der Förderung der Inklusion im Berufsleben verschrieben. "Die Pandemie hat die Berufschancen von Menschen mit Behinderung verschlechtert“, erklärte Frey. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Handicap sei gestiegen. "Mit der Jobmesse wollen wir einen Beitrag leisten, das Thema Inklusion wieder stärker in den Köpfen der Menschen zu verankern.“ Arbeit sei ein großer Teil des Lebens und gebe Menschen mit Behinderung Selbstbewusstsein. Die große Zahl an teilnehmenden Unternehmen zeige, dass sie offen für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung seien. "Wir müssen nun mit Arbeitgebern verstärkt ins Gespräch kommen.“

Unterstützer der Messe war auch der Fußball-Verein SSV Jahn Regensburg. Vorstandsvorsitzender Hans Rothammer kündigte an, dass der Verein im Nachgang zur Messe die "Regensburger Erklärung“ unterzeichnen wolle. Dabei handelt es sich um eine Absichtserklärung per Unterschrift von Unternehmen, die berufliche Inklusion in ihrem Betrieb zu fördern. Bereits 38 Unternehmen sind hier gelistet, zuletzt konnte der Halbleiter-Hersteller Infineon dafür gewonnen werden.

Abgerundet wurde das Messeangebot durch mehrere Workshops, bei denen Interessenten Informationen rund um den Bewerbungsprozess und zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung erhielten. In einer Berater-Lounge stellten der Integrationsfachdienst Oberpfalz, der Bezirk Oberpfalz, die Agentur für Arbeit, die Jobcenter, das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS,) die deutsche Rentenversicherung und die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) ihr Angebot vor und gaben Hilfestellungen bei allen Fragen. Das Netzwerk Autismus und Phönix gaben mit einem Wahrnehmungsparcours Einblicke in ihre Arbeit. Zudem hatten die Besucher*innen dem Bericht zufolge die Möglichkeit, sich durch das Stadion führen zu lassen und an einem Torwand-Schießen teilzunehmen.

Bayerns Behindertenbeauftragter Holger Kiesel zeigte sich begeistert vom Angebot auf dem Messegelände. Allein in Bayern gebe es 7.000 Firmen, in denen keine Menschen mit Behinderung beschäftigt seien. "Das muss sich ändern“, sagte Kiesel und wünscht sich künftig mehr inklusive Jobmessen in Bayern. "Inklusion muss wieder stärker in den Köpfen verankert werden“, betonte auch er. Ministerialdirigent Karl-Heinz Arians vom bayerischen Sozialministerium wies darauf hin, dass sich die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung positiv auf das Betriebsklima auswirke. "Inklusion hält die Gesellschaft zusammen.“

Hauptorganisatoren der ersten inklusiven Messe waren die Lebenshilfe, der Werkhof gGmbH, die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, das ZBFS-Inklusionsamt und die Stadt Regensburg. Als Kooperationspartner konnten die Jobcenter der Stadt und des Landkreises Regensburg sowie die Agentur für Arbeit und der Verein SSV Jahn Regensburg gewonnen werden. Die Schirmpatenschaft übernahmen die Regensburger Oberbürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer, die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger vertreten durch den stellvertretenden Landrat Willi Hogger sowie der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer.

Weitere Informationen gibt's unter www.regensburg-inklusiv.de.