Logo: Gute Nachrichten zur Inklusion Copyright: Marleen Soetandi

OhrenMainz: Für inklusive Bildungswege und die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen der Sinne ist kommunikative Barrierefreiheit in Schulen und Kitas eine wesentliche Voraussetzung. Noch bis in die 1980er Jahre war für Kinder und Jugendliche mit Hörbeeinträchtigungen der schulische Weg vorgezeichnet. Im Filmprojekt "Hört uns zu“ der Stiftung Anerkennung und Hilfe Rheinland-Pfalz und des früheren Landesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Matthias Rösch, kommen Menschen mit Sinnesbehinderungen zu Wort, die in rheinland-pfälzischen Einrichtungen Leid und Unrecht erfahren haben. Dass dieser Film entstehen konnte und dass die amtierende und der ehemalige Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen von Rheinland-Pfalz, Ellen Kubica und Matthias Rösch, das Zeitzeugen-Projekt am 13. Dezember vorgestellt haben, ist für das NETZWERK ARTIKEL 3 eine gute Nachricht zur Inklusion. 

„Das Projekt ‚Hört uns zu‘ ist ein Stück Zeitgeschichte. Die Betroffenenberichte dokumentieren auf eindringliche Art und Weise die strukturelle Gewalt, die Menschen mit Behinderungen in Sondereinrichtungen erfahren haben. Es ist wichtig, dass wir hinsehen und hinhören, gerade auch, wenn besonders vulnerable Personengruppen von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Um ein Leben außerhalb von Sonderstrukturen und in einer umfassend inklusiven Gesellschaft zu ermöglichen, gilt es aus den Erfahrungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu lernen. Dazu gehören auch die Anerkennung des erfahrenen Leids und die Etablierung von Gewaltschutzkonzepten innerhalb bestehender Einrichtungen“, erklärte Ellen Kubica, Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, zur Filmvorstellung.

In speziellen Taubstummenanstalten und Gehörlosenschulen lernten Kinder und Jugendliche früher fast ausschließlich das Lippenlesen. Erst später wurde Gebärdensprache anerkannt und gelehrt. Bei betroffenen Kindern kam es dadurch zu Bildungsdefiziten, unter denen viele noch heute leiden. „Deutsche Gebärdensprache als Sprache und Kultur, Blindenschrift, Leichte Sprache und andere Formen der barrierefreien Kommunikation bekommen immer mehr die Achtung, die sie für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen haben sollten, aber es gibt noch viel zu tun, bis dies in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens umgesetzt wird“, so Ellen Kubica.

„‚Hört uns zu’ ist ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation des Leids und des Unrechts, dass Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen der Behindertenhilfe erfahren haben“, erklärte der ehemalige Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Matthias Rösch. „Die Erfahrung von Aussonderung, Unterdrückung der eigenen Sprache und Kultur sowie menschenunwürdiger Bestrafung prägen oft ein ganzes Leben und beeinflussen das Selbstbewusstsein auch im Erwachsenenleben. Die Berichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind eine Mahnung, sich weiterhin für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen.“

Zum Filmprojekt „Hört uns zu“