In einem Gespräch mit der Deutschen Bahn AG (DB) informierte sich die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Karin Evers-Meyer (SPD), über den Stand der Umsetzung des DB-Mobilitätsprogramms für Menschen mit Behinderungen. Ihr Fazit: "Die Umsetzung kommt alles in allem gut voran. Ich freue mich über das bisher Erreichte und bin davon überzeugt, dass wir die noch bestehenden Hürden gemeinsam aus dem Weg räumen können."
Nach Auskunft der Bahn seien seit Sommer 2004 alle ihre Neubeschaffungen im Fernverkehr mit einer fahrzeuggebundenen Einstiegshilfe ausgerüstet. Im Rahmen der Modernisierung bereits im Einsatz befindlicher Züge sei darüber hinaus mit der Umsetzung kleinerer Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit, wie etwa barrierefreie Bedienelemente, Anzeigetafeln und Beschilderungen, begonnen worden. Die Modernisierung von 118 Triebköpfen und 708 Mittelwagen werde voraussichtlich Ende 2008 abgeschlossen sein. Im Bereich der Bahnhöfe sei heute knapp die Hälfte stufenfrei erreichbar. Prototypen von barrierefreien Informationssystemen stünden für den vorrangigen Einsatz auf kleineren Bahnhöfe bereit.
Auch im Nah- und Regionalverkehr werde in Zusammenarbeit mit den Landesverkehrsgesellschaften intensiv an der Umsetzung des Mobilitätsprogramms gearbeitet. Nach Auskunft der Leiterin der Kontaktstelle für kundenbezogene Behindertenangelegenheiten der DB, Ellen Engel, ist die Bahn bemüht, die Umsetzung des Mobilitätsprogramms ständig voranzutreiben. Die dafür eingesetzte Arbeitsgruppe, zu der auch Betroffene und Vertreter von Interessenverbänden gehören, werde ihre erfolgreiche Tätigkeit fortsetzen. Zurzeit arbeite man mit Hochdruck an einem Konzept für barrierefreie Kassenautomaten, so Engel.
Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen sagte zu, sich mit Ihrem Arbeitsstab weiterhin fachlich und personell an diesem Gremium zu beteiligen. Arbeit gebe es ihrer Ansicht nach genug: "Nach wie vor zieht sich der Problemkreis von der flächendeckenden Versorgung mit barrierefreien Bahnhöfen über die Bedienung von Einstiegshilfen bis hin zur barrierefreien Onlinebuchung. Und natürlich betrachten wir die Unzugänglichkeit der Bordrestaurants für Rollstuhlfahrer in den voraussichtlich ab 2010 laufenden Hochgeschwindigkeitszüge als Rückschritt", so Evers-Meyer.
Allgemeine Zustimmung fand der Hinweis, dass die Verkehrsminister der Länder und die Landesverkehrsgesellschaften noch mehr als bisher auf die Barrierefreiheit von Regionalzügen hinwirken müssen. "Vielerorts funktioniert das schon gut, anderswo endet aber Barrierefreiheit nach wie vor bei der Regionalbahn", so Evers-Meyer. Das könne vor allem dann nicht hingenommen werden, wenn die Regionalen dann auch noch günstigere Preise anbieten und so die Bahn zusätzlich unter Druck setzen. Die Beauftragte sagte zu, sich in diesem Zusammenhang auch noch einmal an die Verkehrsminister der Länder zu wenden. Evers-Meyer: "Das wird sicherlich ein wichtiges Thema auf meinem Treffen mit den Beauftragten der Länder im Mai sein, die hier in besonderem Maße gefordert sind."
Schließlich nutzte Karin Evers-Meyer die Gelegenheit, auch noch einmal an die anderen Unternehmen der Verkehrs- und Tourismusbranche zu appellieren: "Diese Unternehmen müssen begreifen, dass barrierefreie Angebote nicht nur behinderte Menschen als Kundenkreis erschließen, sondern auch ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern. Diese Personengruppen freuen sich genauso über stufenfreie Bahnhöfe."
(PM vom 10. März 2006)