Gemeinsam mit den Landesbehindertenbeauftragten und -beiräten analysierte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Karl Hermann Haack, das Bildungsangebot für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Beauftragten stimmten darin überein, dass vor dem Hintergrund der Ziele, die die Kultusministerkonferenz (KMK) für diesen Personenkreis genau vor 10 Jahren in entsprechenden Empfehlungen formuliert hat, sich die bislang erreichten rund 13 % integrativ Beschulter in Deutschland eher beschämend ausnehmen. » Im europäischen bzw. internationalen Vergleich ist diese Quote jedoch gänzlich unakzeptabel. Es gibt durchaus Staaten, in denen die Proportionen zwischen integrativen und Sonderschulformen in etwa umgekehrt sind und das nicht erst seit einer Dekade «, so Haack.
Die KMK müsse sich diesen Fragen stellen und konkrete Antworten geben: Wann wird Deutschland endlich eine Bildungspolitik im Sinne der Erklärung von Salamanca (UNESCO 1994) einleiten und die dort geforderte Schule für alle ohne jede Halbherzigkeit auf den Weg bringen? Warum bedürfen beispielsweise Schülerinnen und Schüler mit Lernbeeinträchtigungen eigener Einrichtungen in Deutschland, wo sie anderswo längst in allgemeinen Schulen speziell gefördert werden?
Wie der Behindertenbeauftragte erläuterte, bilden die unter diesem Förderschwerpunkt erfassten Kinder und Jugendlichen die größte Gruppe mit der geringsten Definitionsgenauigkeit. Es sollte unverzüglich mit ihrer Eingliederung in die allgemeine Schule begonnen werden. » Die dadurch freiwerdenden finanziellen und personellen Ressourcen der bisherigen Fördereinrichtungen mit dem Schwerpunkt Lernen sind in diese dringend überfällige Entwicklung einzubringen. « schlug Haack vor. Nicht nur für den Pisaprozess gelte: » Wir brauchen mehr Offenheit und Mut, die Erfahrungen anderer schnell und effektiv auf die eigenen Bedingungen anzuwenden. «
(PM)