Seit über einhundert Jahren erzählen Spielfilme von kranken und behinderten Menschen. Die Erkrankung oder die Behinderung wird aber oft nur eingesetzt, wenn es um den Fortgang der Handlung dient und/oder die Story so dramatisch aufgepeppt wird. In vielen Fällen wird eine Erkrankung herangezogen, weil so die Spielhandlung umgesetzt werden kann: Jemand, der sein Leben im Rückblick erforschen will, bekommt etwa ‘Krebs’ verpasst und verfällt eben nicht ins ‘vegetative Koma’.
Vielfach werden behinderte und chronisch kranke Menschen auch negativ im Film dargestellt. Der ‘imperfekte’ Körper wird zum Zeichen psychischer Störung oder moralischer Verworfenheit wie zum Beispiel ‘Dr. Seltsam’ in der Satire von Stanley Kubrick auf den Irrsinn atomarer Militärstrategie.
Wer sich intensiver mit dem Thema » Behinderte Menschen im Spielfilm « auseinandersetzen möchte, dem sei der vorliegende Titel sehr ans Herz gelegt. In diesem Sammelband findet sich neben Beiträgen wie » Zur Rolle epileptischer Anfälle im Film «, » Mimik und Körpersprache des ‘Psychopathen’ « oder » Meinungsbildung durch die Kamerastrategie in Filmen mit Gehörlosen « auch eine ausführliche Übersicht über rund 175 Spielfilme mit Kurzbeschreibung.
Stefan Heiner/Enzo Gruber (Hrsg.): Bildstörungen. Kranke und Behinderte im Spielfilm. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2003, 208 Seiten, 18,90 Euro, ISBN: 3-935964-30-7
(PM/HGH)