Auch wenn uns die richtigen Worte fehlen, um unsere Gefühle im Hinblick auf den für viele von uns völlig unerwarteten Tod von Gusti Steiner zu beschreiben, kann und soll sein Tod nicht ohne Worte bleiben. Jemand, der ein Künstler des Zwischenrufs, der klugen Worte war und seine kräftige Stimme gezielt einsetzen konnte, um so manchen daherschwätzenden Wohltäter, Sonntagsredner oder Politiker aus der Fassung zu bringen, ohne Worte zu verabschieden, wäre sicherlich auch nicht in seinem Sinne. Denn Gusti hat uns nicht nur viel gelehrt, sondern unser Leben als Mensch äußerst angenehm bereichert, uns oft zum Lachen, aber genau so oft zum Nachdenken und Handeln gebracht.
Seine eigene Lebensgeschichte als » Mann der ersten Stunde « der deutschen Behindertenbewegung, als jemand, der seinen eigenen Weg für ein möglichst selbstbestimmtes Leben gefochten hat, der sich vom Image des Musterkrüppelchen frühzeitig verabschiedet hat, hat so viele bewegt und inspiriert, so dass er uns jetzt an allen Ecken und Enden fehlen wird. Seine Mischung aus Inspiration, menschlicher Wärme und Agitation zum Handeln findet man selten in politischen Bewegungen und erst recht kaum in der Behindertenbewegung. Zusammen mit seiner Ehefrau Birgit Rothenberg war er bei vielen Aktionen präsent und hat diese geprägt. Sich vorzustellen, dass Gusti jetzt nicht mehr als Person, sondern nur noch im Geiste anwesend sein wird, fällt uns schwer und tut uns sehr weh.
Erst kurz vor seinem Tode hatte er erfahren, dass er Krebs hat. Dabei musste er sich wie in seinem ganzen Leben gegen Ärzte durchsetzen und seine Würde verteidigen, der Witz und die Lebenskraft ist ihm auch dabei nicht abhanden gekommen. Aus Gustis Leben und wahrscheinlich auch aus seinem Tode können wir viel lernen. Er wäre jetzt in der Lage gewesen, sich der verdienten Rente hinzugeben, vielleicht sogar noch mal neue Schwerpunkte im Leben zu setzen, viele Pläne hatte er noch. Doch das war ihm nicht vergönnt.
Welche Lehre er uns noch mit auf den Weg gegeben hätte, wissen wir nicht, dass wir aber viele Lehren aus Gustis Leben und Wirken ziehen können, ist uns bewusst. Gusti wird uns - und der gesamten Behindertenbewegung - als Mensch, Mitstreiter, Mahner und Agitator - aber sehr sehr fehlen - das wissen wir.
Elke Bartz - Gerhard Bartz - Theresia Degener - Birgit Drolshagen - Brigitte Faber - Horst Frehe - Stefan Göthling - Petra Groß - Peter Günter - Gisela Hermes - Andreas Jürgens - Swantje Köbsell - Ottmar Miles-Paul - Martina Puschke - Eckhard Rohrmann - Oliver Tolmein |
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